Networking in der Musikindustrie
Die Profis der Musikindustrie
„Ich kenn jemand, der … „. Wohl kaum ein anderer Halbsatz wird in der Musikbranche wohl häufiger genannt als dieser. Immer geht es um das freundschaftliche Austauschen von Gefallen. Was zunächst ein wenig klingt wie der Leitspruch des legendären Vito Corleone im Bestseller „Der Pate“ wird oft als positive Dynamik beschrieben. Das Networking in der Musikindustrie. Wir bei corcle wollten mehr darüber wissen und vor allem, wie man selbst ein guter Networker in der Musikbranche wird. Hierzu haben wir ein erstes Interview mit Henrike Kresser geführt. Mit ihrer Passion für das Voranbringen von Künstler- Karrieren ist sie wie geschaffen für ihren Beruf als Musikmanagerin. Als Absolventin des Musikmanagement Hotspots Berkelee arbeitet sie als Young Professional im Streaming Bereich von der Warner Music Group in Berlin. Viel Spaß mit dem Interview!
corcle: Hi, Henrike! Lass uns gleich zu Beginn etwas für die Leser klären. Ist Networking in der Musikbranche wichtig?
Henrike: Dass, das überhaupt noch gefragt werden muss… (lacht)
corcle: Sind wir einer Meinung mit dir! Aber trotzdem fällt es vielen schwer. Was muss man denn mitbringen, um in der Musikbranche PS auf die Straße zu bringen?
Henrike: Man muss viel Stärke mitbringen. Es gibt unzählige „ups and downs“. Aber genau deshalb sind Netzwerke so wichtig. An diesen kann man sich festhalten, sollte es nicht gut laufen bzw. auch absichern, sollte es gut laufen. Dabei ist natürlich auch Ausdauer, Durchsetzungsvermögen und eine Menge Glauben und Passion wichtig.
corcle: Wie geht denn Networking in der Musikindustrie?
Henrike: Universitäten sind tatsächlich coole Chancen. Ich habe in Expertenseminaren viele Fachleute aus der Branche in Q&A Sessions kennenlernen dürfen. Mit denen halte ich immer noch Kontakt. Branchenspezifische Events sind demnach definitiv immer eine gute Einstiegsmöglichkeit. Man darf aber auch das Internet nicht vergessen. Selbst ein bisschen recherchieren und die richtigen Leute aufspüren ist enorm wichtig. Wer ist der Manager, wer ist der Booker und wer der Techniker. Über Ecken kommt man dann an den Kontakt, den man möchte. Dabei ist Social Media nicht zu vergessen. Einfach auf Instagram, Linkedin oder Mail anschreiben. Das ist auch einer der großen Vorteile unserer Zeit. Noch nie war man so nah an den Personen dran wie jetzt. Einfach versuchen! Manchmal klappt´s. Das Problem ist natürlich, dass dieser initiiert Kontakt auch gepflegt werden muss. Das kann enorm viel auf einmal werden. Aber genau da kommt dann die bereits genannte Ausdauer ins Spiel. Oder eure App, wenn ich das richtig verstanden habe.
corcle: Das klingt nach einem durchdachten Verfahren. Viele Personen scheuen sich allerdings wildfremde Personen einfach anzuschreiben. Was hast du hier für Tipps?
Henrike: Ganz ehrlich, mach doch einfach! Aber es sollte nicht nervend sondern interessant für die kontaktierte Person sein. Neben euren Tipps kann ich dir konkret zwei weitere nennen. Erstens, stelle entweder eine interessante Frage, die genau in den Bereich der Person fällt. Die sollte natürlich so gestaltet sein, dass die Zielperson Lust hat darauf zu antworten. Mit der Antwort ist man dann auch meistens schon im Gespräch. Ein anderer Weg wäre einen interessanten Artikel oder ein eigenes Projekt der Person zuzusenden, wenn es zu ihr passen könnte. So habe ich zum Beispiel ein Data-Project über Peggy Gou an ihre Managerin gesendet, weil es ihr gegebenenfalls weiterhelfen könnte. Soetwas sind auch immer gute Gesprächsaufhänger.
corcle: Kurzum: Sei interessant, geh auf die Leute zu und biete etwas (mindestens ein gutes Gespräch).
Henrike: Absolut!
corcle: Wie bewertest du dann folgenden Satz: Netzwerken ist viel geben und manchmal nehmen.
Henrike: Stimmt, aber es reichen auch kleine Gesten. Sich an Dinge erinnern wird viel zu oft unterschätzt. Zum Geburtstag gratulieren, sich an das letzte Gespräch erinnern, für die Person relevante Informationen und und und. All das sorgt für eine persönliche Bindung. Ernst gemeinte Komplimente sind da natürlich auch nicht schlecht.
corcle: Weißt du, was Personen auch viel zu oft vergessen? Follow-ups.
Henrike: (lacht) Auf jeden Fall. Catching up is key. Das gilt für gutes Networking in der Musikindustrie aber sicher auch in anderen Branchen! Personen ein einziges Mal kontaktieren und dann das Ganze einfach sacken zu lassen ist ein riesen Fehler. Da trennt sich sicher die Spreu vom Weizen, denn das ganze erfordert ziemlich gute Organisation.
corcle: Wie organisierst du dich denn, bzw. wie pflegst du dein Netzwerk?
Henrike: Hängt stark von der Person ab. Ich selbst schreibe gerne Updates darüber wo ich gerade bin, was ich gerade mache oder gelernt habe. Falls noch keine starke persönliche Bindung entstanden ist informiere ich eher über Achievements. Was ich beispielsweise in der Uni an Projekten durchführe. Manchmal ist es auch ein interessanter Beitrag in Instagram. Generell versuche ich aber am Ball zu bleiben.
corcle: Wie würdest du denn generell den oder die ideale Netzwerker*in im Musikgeschäft beschreiben.
Henrike: Ich kenne tatsächlich einen Menschen der das Networking in der Musikindustrie perfekt beherrscht. Er macht genau das, was viele andere vergessen und bleibt ständig in Kontakt und das auf einer sehr persönlichen Ebene. Besonders macht ihn auch, dass er wirklich zuhört und auf die Menschen eingeht, sodass er immer weiß, was bei seinen Kontakten im Leben so los ist. Wirklich enorm beeindruckend. Eine weitere Stärke ist, dass wenn er die Kontakte trifft, er es ihnen sozusagen bequem macht. Es gibt Essen, das Lieblingsgetränk und so weiter. Das Ganze wirkt aber nicht aufdringlich. Das passende Stichwort ist wohl eher: Aufmerksamkeit und gegenseitige Wertschätzung.
corcle: Zum Stichwort Wertschätzung, haben wir folgendes Statement als Networking-Tipp gesetzt: Traut euch sozial zu sein. Was hältst du davon?
Henrike: Ist definitiv ein Knackpunkt! Ich vernetze mich generell mit niemandem, bei dem ich nicht auch denke, dass er auf einer menschlichen Basis zu mir passt. Ich muss eine persönliche Beziehung aufbauen können. Der vordergründige Gedanke ist definitiv immer, dass ich mit dieser Person eine soziale Bindung herstellen könnte und nicht, dass sie mich irgendwie weiterbringen kann. Dass heißt, ich bin dabei wirklich sehr wählerisch, weil mir der soziale Aspekt so wichtig ist. Der Mensch ist eben nicht nur Mittel zum Zweck. Gut daran ist natürlich, dass am Ende ein Netzwerk aus Freunden und Bekannten entsteht, denen man selbst gerne weiterhilft und von denen man als Gegenzug auch leichter Hilfe erhält. Es entsteht also eine ganz andere Energie!
corcle: Vielen Dank Henrike! Hast du noch etwas, das du zum Abschluss den Lesern mitgeben möchtest?
Henrike: Danke euch auch! Ja drei essenzielle Tipps zum Netzwerken in der Musikbranche:
A) Sucht euer Netzwerk weise aus. B) Die Person muss euch sympathisch sein. C) Follow-up!
Henrike Kresser
Coordinator Streaming at Warner Music Group | Master in Global Entertainment & Music Business at Berklee College of Music, Valencia | Techno Lover & Artist Mgmt
Henrike Kresser
Coordinator Streaming at Warner Music Group | Master in Global Entertainment & Music Business at Berklee College of Music, Valencia | Techno Lover & Artist Mgmt