Wann Networking anstrengend wird

von | Jan 26, 2021 | Allgemein

Warum Networking anstrengend ist

Das Spielfeld von unserem Gast Prof. Dr. Maximilian Lude ist Innovation, Startegie und Marke im Kontext von Familienunternehmen. Neben seiner Tätigkeit als Gründer und Managing Director der Philoneos GmbH vertritt er den Lehrstuhl für Innovation an der TU München – wobei er  er regelmäßig in renommierten Fachzeitschriften publiziert und Vorträge auf führenden Wissenschaftskonferenzen hält. Das Pflegen und Aufbauen zwischenmenschlicher Beziehungen ist dabei sein Täglichbrot. Anstatt mit ihm eine Ode  an das Networking zu schreiben, wollten wir das Ganze mal kritisch betrachten und die Hosen runterlassen. Hierzu haben wir uns gefragt warum Networking anstrengen ist und was dagegen getan werden kann. Viel Spaß mit dem Ergebnis.

Warum Networking anstrengend sein kann

Kenneth:Netzwerken ist immer auch eine Art von Investment in sich selbst und in andere. Wir nehmen unsere Zeit und verbringen sie auf Events, in Cafés oder im Chat. Natürlich macht das mit den richtigen Leuten Spaß, aber ganz so einfach ist es dann doch nicht. Netzwerken ähnelt etwas dem Aufräumen der Wohnung oder regelmäßigem Sport. Man vernachlässigt es, wenn viel zu tun ist, obwohl man weiß, dass es anders besser wäre. Aber was macht Networking anstrengend?

Dr. Lude: Zuerst einmal, ich kann das absolut verstehen. Betrachtet man es aber neutral, so ist der erste Punkt die intrinsische Motivation. Was diese Motivation direkt zum Erliegen bringt und damit Networking anstrengend macht, ist es auf die falsche Art und Weise zu tun.  Das sich „Anbiedern“ zum eigenen Vorteil wird schnell sehr anstrengend. Ich selbst sehe immer wieder wie selbst ernannte „Netzwerker“ diesen Fehler begehen. Zum Teil erkennt man das sogar an ihrem Blick.

Kenneth: An was sieht man das?

Dr. Lude: Ich male dir mal ein gedankliches Bild. Die Personen von denen ich spreche stehen da mit ihrem Cocktail, der ihnen vermutlich gar nicht schmeckt und halten Ausschau nach den großen Playern. Wenn du mit ihnen sprichst, dann merkst du, dass der Blick den Raum abwandert. Sie sind nicht wirklich interessiert an dir, denn sie suchen eigentlich nach Senior Level Partnern. Es ist wohl selbstverständlich, dass solche Gespräche unangenehm sind. Genau genommen kann man es ihnen nicht mal übelnehmen, denn häufig haben sie genaue Vorgaben mit wem und mit wie vielen Personen ein Kontakt hergestellt werden sollte. Mir persönlich stellen sich da alle Nackenhaare auf. Deren innerlichen Druck möchte ich nicht haben. Da liegt ganz klar der Fehler im System.

Ab wann Networking Spaß macht

Kenneth: Kann man diesem fehlerhaften System auszuweichen?

Dr. Lude: Ich muss gestehen, dass ich selbst immer direkt bin und das Gespräch höflich beende. Und um ehrlich zu sein würde ich jedem das Gleiche raten, denn an diesem Punkt wird Networking anstrengend. Man müsste mit diesen Personen konkurrieren, sich selbst als der Bessere verkaufen usw. Das ist anstrengend, überhaupt nicht spaßig und ein gutes Netzwerk kann man sich so auch nicht aufbauen.

Es ist mir deshalb wichtig, meine Zeit nur auf Menschen zu verwenden, denen es völlig egal ist von welchem Background oder Unternehmen man kommt. Diese Personen sind wirklich gute Netzwerker, denn sie sind am Menschen. Macht man es ihnen gleich, dann wird man schnell feststellen, dass Netzwerken enorm erfüllend und förderlich sein kann.

Corcle: Sind die egoistischen Netzwerker am Ende trotzdem erfolgreicher?

Dr. Lude: Meiner Erfahrung nach nicht. Das egoistische Motiv wird einem früher oder später auf die Füße fallen. Der größte Fehler ist also sich am Anfang zu fragen: „Wer bringt mir am meisten?“. Denn am Ende des Tages gilt der Leitspruch: „Eine Hand wäscht die andere“. Netzwerken ist also wie ein Ziegelstein. Du kannst ein Haus aufbauen oder ein Fenster damit einschlagen. Die Entscheidung liegt bei dir.

Entscheidet man sich für den sympathischen und meiner Meinung nach richtigen Weg, trifft man interessante Personen, führt spannende Gespräche, knüpft neue Freundschaften und entwickelt sich so selbst weiter. Natürlich dauert das auf der anderen Seite wieder einige Zeit. Doch es ist es wert, denn am Ende hat man ein belastbares Netzwerk statt viele Telefonnummern im Adressbuch. Es wird auch ein solches Netzwerk sein, in dem man sich wohl fühlt und sich gegenseitig gerne und ohne Hintergedanken Unterstützungen leistet.

Corcle: Um es philosophisch zu formulieren: Der Mensch muss der Selbstzweck sein und nicht zum Mittel für die Ziele eines anderen werden.

Dr. Lude: Genau! Und der Zweck sollte die Lust auf Austausch und Lernen sein. Das führt auch automatisch zu besseren Gesprächen.

Corcle: Man redet sozusagen nicht „gegeneinander“ sondern miteinander.

Dr. Lude: Und nimmt dadurch etwas für sich mit, woraus neue Ideen und Innovationspotenziale entstehen können. Das Schönste ist doch aus einer Veranstaltung zu gehen und zu wissen: „Ich habe heute wirklich etwas gelernt“. Von wem ich gelernt habe und wen ich beim Lernen kennengelernt habe ist doch egal. Es kann auch der Kellner gewesen sein. Solange das Zwischenmenschliche passt und die Inhalte gut waren ist alles optimal.

Corcle: Ich denke, damit klären sich viele Bereiche der intrinsischen Motivation. Denn als Folge dieser Herangehensweise werden abendliche Events nicht mehr ein Teil der Arbeit sein, sondern Freude machen und bereichern. Die beste Medizin dagegen, dass Networking anstrengend wird ist also eigentlich sehr einfach .

Dr. Lude: Genau das ist der Knackpunkt. Geh dorthin wohin du gehen willst und nicht dorthin wo du glaubst besonders gut netzwerken zu können. Idealerweise ist man natürlich so interessiert an dem Thema seines Berufs, dass man auch nach 17 Uhr gelegentlich Veranstaltungen, die an dieses Thema anknüpfen. Hierin liegt dann allerdings auch eine tiefere Frage verborgen. Was wähle ich zu meinem Beruf? Wähle ich diesen Arbeitgeber, weil ich alle paar Jahre auf dem Klassentreffen mit meinem Job Titel angeben kann oder weil es mir richtig Freude bereitet? Diejenigen mit dem letzteren Motiv sind sicherlich auch die besseren Netzwerker, denn sie sind weniger von Egomotiven getrieben und mit sich selbst zufriedener und dadurch souveräner.

Corcle: Kommen wir zur letzten Frage. Auf was für Veranstaltungen kann man dich dann/denn finden?

Dr. Lude: Definitiv kleinere, familiäre Events. Man kommt viel besser ins Gespräch. Nie antreffen wirst du mich auf einem Event mit dem Wort Networking im Header. Ich will spannende Vorträge sehen und nicht Selbstdarstellern lauschen müssen. Trotzdem bin ich keiner der beim Event-Triathlon mitmacht. Ich bin selbst wählerisch. Generell gehe ich dort hin, wo mein Netzwerk ist, denn zum einen fühle ich mich dort wohler und zum anderen kann ich bestehende Kontakte pflegen. Wenn sich dann etwas Neues ergibt ist das okay aber erzwungen ist das nicht. Bei Philoneos organisieren wir selbst seit einiger Zeit eine online Event-Reihe genannt Whip-Lash. Da bin ich natürlich auch.

Corcle: Vielen Dank, Max!

Dr. Lude: Danke euch.

 

Schlusswort

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Danke fürs Lesen,

euer Kenneth